boooooring!

Mir ist langweilig.

Ja gut, Leben und so, Job, Nervereien mit der Chefetage, Steuererklärung und überhaupt Wetter und so blablabla.

Laaaaangweilig.

Hat denn Niemand was interessantes zu sagen?
Gibts denn Niemanden hier mit Problemen, die es zu lösen gilt?
Selbst die Menschen um mich herum, die wirklich in einer kniffligen Situation sind, scheinen mir selbstgewählt dort und nicht wirklich in Gefahr, wenn es ihnen nur gelingen würde, den allseits populären „Schritt zurück“ zu machen und sich einmal zu fragen, warum sie sich nicht einfach anders entscheiden. Denn das kann man hier in Deutschland, ja! Man hat eine Wahl und zwar nicht zu knapp!

Ich war also gestern auf einer Party mit wirklich netten und auch nicht unintelligenten Menschen.
Ich hätte Lust auf ein Gespräch gehabt, gern auch mit Alkohol. Eines von denen, die in langen Kreisen gehen und eigentlich auch irgendwie anstrengend und verstörend sind. Eine Auseinandersetzung eben auf verbaler Ebene. Stattdessen? Zuviel Bier und das übliche Peergroupverhalten.
Trink trink, lach lach, Wortspiel, haha hihi, trink, stolper stolper.  Die einzige annehmbare Ansprache widerfährt mir als ich den Weg zurück nach Hause finde durch den samstäglich-abendlichen Großstadtverkehr und mein Kater mich an der Tür begrüßt. Endlich Jemand mit ehrlich gemeinter Dringlichkeit!

Warum diese Belanglosigkeit und ich schon wieder mittendrin?
Hat michs jetzt wieder gepackt vielleicht?
Denn einer der Gründe, warum ich auch weg gewesen bin von hier war ja genau die Suche nach einer ernsthaften Auseinandersetzung mit irgendwas, mit irgendwem. Eine Dringlichkeit, die hier irgendwie zwischen dem letzten I(!)-Gadget und Bio-Markt Terrorismus verschwindet.

Vielleicht ist auch einfach Frühling.
Kräfte wachsen, restoration completed, in search for the next challenge

Denn auch wenn ich in Mumbai jede Menge Auseinandersetung mit allem hatte waren bei weitem nicht alle Gespräche gehaltvoll. Hah, nun wahrlich nicht! Waren die Begegnungen trotzdem im Querschnitt interessanter, weil es sich um Menschen aus der fremden Kultur handelte, dort wo die Gedankengänge einfach auch mal anders herum laufen?

Keine Ahnung, aber hier mangelt es extrem.
Gähn, abwink. Laaaangweilig.

the blues man, the blues…


eek sal Germany me.

Seien wir ehrlich: zu Zeit ärgere ich mich hauptsächlich darüber, dass wenige Stunden, nachdem ich aufgestanden bin, die „Sonne“ schon wieder untergeht. So es denn überhaupt „hell“ geworden ist im januärlichen Norddeutschland.
So, it could be worse, oder?
Grundsätzlich ärgere ich mich also eigentlich nur darüber, dass ich mich schon wieder über den gleichen Mist wie früher gräme. Same old also?
Natürlicherweise hat das Heimatland nach ein paar Monaten Alltagsgeschehen wieder etwas an Glanz einbüßen müssen. Trotzdem: ich bin froh zurück gekommen zu sein und versuche mich auch täglich daran zu erinnern, warum das gut ist. Eigentlich sehr einfach: einatmen, ausatmen. 🙂

Trotzdem ist und kann der Blick nicht der gleiche sein wie vor 2007.
Ich werde immer wieder gefragt, wie genau sich der Blick auf Deutschland verändert, aber das lässt sich nun mal nicht in ein, zwei Sätzen erklären. Das will man auch nicht. Schon darin liegt ein großer Unterschied: diese ständige Selbstbetrachtung, uch! Ich selbst beachte an mir schon wieder rückfällig werdend die ständigen warum mache ich was wie und wie oft und überhaupt Fragerunden im Kopf? Ein eindeutig Zeichen von zu viel Zeit und Energie finde ich. Man möge mich nicht falsch verstehen. Ich möchte mir nicht täglich wieder Sorgen machen müssen, ob genug Wasser & Strom da ist, ich auf dem Heimweg angegrapscht werde oder mich der Rikshawfahrer bescheißen will… Ich vermisse aber diese Grundsätzlichkeit der Sorgen. Sie erscheinen mir wir richtige Sorgen, echte Probleme und dir hier eben nicht wie solche. Eher wie lästige Luxusproblemchen, denen man früher oder später doch wieder anheim fällt. Ich bin nun mal ein Mensch, der allgemein schon recht viel reflektiert, aber man sollte dann doch wenigstens ein bisschen Einfluss darauf haben können, worum sich der Kreisel dreht. 😉 (Bilde ich mir zumindest ein)

Ein Jahr ist also fast wie im Flug vergangen und ich glaube, es war ein gutes Jahr. Sich aus dem kompletten Chaos mit letzter Kraft gen Heimat schleppend, habe ich wieder etwas Halt unter den Füßen gefunden. Aufgetankt, auf jeden Fall. Blicke des Öfteren zurück und schüttle erstaunt den Kopf, lächle aber dabei.

Ja, Deutschland nervt ganz häufig und ist doch sehr belanglos, pingelig und überhaupt….aber eben auch gut sortiert, sauber und klar. Ich kann mich hier eben entfalten, wie ich möchte, aber tue ich das auch? Eine meiner größten Sorgen zwecks Rückkehr war ja, dass ich gleich wieder im täglichen Sumpf versinke, in alte Verhaltensmuster zurück falle und einfach extrem viel Energie auf nüscht verwende. Denn das ist schon enorm, wie viel Energie da auf einmal zu Tage kommt mit dem Hinterntritt aus Indien! Das habe ich auch sehr an den Reaktionen der Menschen um mich herum gemerkt. Ok, ja, ich bin schon generell ein sehr Energie geladener Mensch, aber nach 3 Jahren in Mumbai kam ich mir in den ersten Monaten nach Rückkehr schon selbst manchmal vor wie auf MDMA. Unheimlich glücklich und in full power!!
Das nutzt sich ab, leider. Ich hatte mir im Kopf also ein Jahr gegeben. Ein Jahr um wieder in die Mitte zu finden zwischen MolochManiacMumbai und DieMerkelMachtsLand. Nachdem das Jahr ist fast rum ist, habe ich mir noch die Achillessehne gerissen. Was auch zeigt, dass es nicht einfach ist, wieder das richtige Tempo zu finden… 😉
Aber ich klopf mir mal selbst auf die Schulter und behaupte, es ist ganz gut gelaufen für mich.
Und mir fehlt mein Mumbai mit allem Drum und Dran manchmal ganz schrecklich dolle, aber das ist auch in Ordnung so.:/

Nachdem ich an diesem Punkt eigentlich Schluss machen wollte, fällt mir noch ein Punkt ein, den ich hier mal zur Sprache bringen will und bei dem ich auf Feedback hoffe.
Thema „Freundschaften“. Nachdem ich in Mumbai ja lange damit zu kämpfen hatte neben allen anderen Anpassungsschwierigkeiten auch noch echt Freunde zu finden und es dann doch noch geschafft habe, scheißt mir die Ironie des Schicksals wieder mitten ins Gesicht und schickt mich heim. 6000 km entfernt von jenen Menschen.
Jetzt fängt wieder alles von vorn an und Ungeduld macht sich schnell breit. Ist dies nicht mein Heimatland und das soziale und gesellschaftliche Umfeld, in dem ich sofort Schwimmen sollte? Gut, neuer Job, neue Stadt erschweren es ein bisschen und wir sind nun auch nicht mehr 18 und hängen auf Partys rum. Trotzdem, ich finde es schwer. Sind die Deutschen da im Alter anders geworden oder ich? Oberflächlich ist es wirklich kein Problem nette Menschen um sich zu sammeln, wirklich nicht. Die Deutschen erscheinen mir viel warmherziger und offener als in der Erinnerung und im Vergleich zu den hitzigen Indern. Und trotzdem stoße ich an die Barriere. Und ärgere mich darüber, dass man so etwas eben nicht planen und strukturieren kann wie Wohnung und Job. Jaja, deutsch wie ich bin. 😉
Wie geht es anderen Rückkehrern damit? Das läge mir am und auf dem Herzen.
Ansonsten ist alles ganz in Ordnung zu glaube ich.

Theek hain.

Weiter so Anja!

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an dieser stelle lassen wir Shahrukh’s Augen und AR Rahman’s Stimme sprechen zum Thema „Heimat. Angeblich hat er den Song mal in einem Hotelzimmer geschrieben, als er auf Reisen war.


t plus 180

sechs monate zurück in deutschland (na gut, in einer woche)!!
vieles hat sich schon relativiert: ich laufe wieder auf der rechten (haha) seite des fußweges. ich freu mich nur noch einmal die woche ganz unvermittelt über die tolle klare frische luft. mir fällt erst auf, dass die deutschen fancy und schick sein müssen, wenn ich nicht-europäer sehe, die es nicht sind (nicht sein müssen).
die regnerischen tage setzen mir zwar noch nicht allzusehr zu (wir haben ja auch glück mit dem deutsche sommer dieses jahr!), aber die warmen sommertage genieße ich doch sehr bei stetig wachsender angst vor dem winter…
als größten entwicklungssprung nehme ich die freude durch die straßen zu laufen, egal wann, egal wo. die angst/beklemmung ist weg. 🙂

bin ich angekommen? klares „nein“. ich habe grundsätzlich das gefühl, vom einfinden so weit enfernt zu sein wie ein inder vom fkk.
es fällt extrem schwer, (s)einen platz zu finden. das lässt sich auch nicht wirklich herstellen mit geregeltem arbeitsleben und so. da fehlt einfach immer noch ein stück. ob das drüben im subkontinent geblieben ist oder auf dem weg zerbröselt, kann ich nicht sagen.

ein bisschen sorgen macht mir (unter anderem, die deutschen sorgen sich ja gern und da bin ich auch keine ausnahme) der wachsende abstand zu indien. jaa, gut, ich bin genau wegen diesem abstand zurück gekommen, aber nach den ersten wochen des notwendigen „abstand nehmens“ hätte ich doch mit mehr einbindung gerechnet. aber das ist eigentlich kaum der fall und ein urlaub für diesen winter im land und bei den freunden, der eigentlich fest eingeplant war, rückt im weiter weg.
was bleibt denn da am ende übrig frage ich mich? außer die lücke selbst, die mir immer noch, nach 6 monaten die verbindung zum hiersein in deutschland zumindest teilweise extrem erschwert.
so viele jahre müssen doch irgendwie auch einen abdruck hinterlassen. oder bin ich dafür vielleicht auch wieder zu ungeduldig? will schon wieder resultate sehen bevor der braten verdaut ist?

ich versuche mich dem nervigen grübeln zu entziehen, indem ich mich einfach auf einen neuen kontinent stürze! es gibt ja genug. hatte ud habe insgesamt 10 jahre mit der beschäftigung mit indien zu tun und wenn ich jetzt 10 jahre in südamerika investiere (wahrscheinlich eher 15, sind ja mehrere länder im spiel) dann bin ich schon ende 40 und hab dann vielleicht noch die kraft für afrika?
klingt ein bisschen größenwahnsinnig? finde ich gerade total logisch. und zumindest vorwärst orientiert.
ich erinnere mich jetzt auch so langsam, dass das verdammte grübeln und im eignen saft gesule einer der gründe war, warum es mich wegtriebt von hier. das „eigentlich-alles-notwendige-zur-verfügung-haben-aber-nichts-daraus-machen-können-weil-ständig-überreflektieren“ ist nichts wozu ich zurück zu kehren bereit bin. geht aber schon los langsam…. :/
das heisst nicht, dass ich zum grenzwertigen dasein im engergiefressenden mumbai zurück wollen würde…nein nein, aber es muss ja auch noch was anderes geben. nicht wahr?

drückt mir also die daumen freunde, dass ich dem deutschen fancy-ism nicht komplett verfalle, meine mitte wieder anständig definieren kann…und zwar in den nächsten 6 MOnaten bitte…und die welt da draußen weiter nach mir ruft.

winkend

anja


lasten gleichnis

stell dir vor, dir ist kalt. es ist schon länger kalt und du bist einfach inzwischen komplett durchgefroren. es fühlt sich an wie jahrzehnte, in denen dir das letzte mal richtig warm war.
da kommt jemand und legt seinen arm um dich. wie eine warme decke liegen die arme auf deinen schultern und langsam überträgt sich die wärme auf deinen körper. das tut gut.
je wärmer dir allerdings wird, desto mehr fällt dir auf, wie schwer diese arme sind. sie liegen die ganze zeit auf deinen schultern und üben langsam aber sicher einen festen druck aus. doch du bist froh, nicht mehr zu frieren und nimmst die „last“ in kauf….zumindest für eine weile. ein bisschen hälst du noch aus. es ist doch gerade so schön warm.
langsam aber sicher gewinnst du das gefühl, die arme nicht mehr tragen zu wollen. dir ist nun warm (du kannst dich an die kälte in den knochen nur noch sehr blass erinnern) und die arme üben einen schweren druck auf deinen körper aus, der dich nicht nur be“lastet“, sondern dir auch das gefühl des eingeengt-seins vermittelt.
du nimmst es hin, willst auch nicht undankbar sein, für die angebotene wärme.
langsam aber sicher verkrampfst du dich, unnatürlich fest wird dein körper und irgendwie willst du die drückende hitze nur noch loswerden. weißt aber nicht wie. schwer, unendlich schwer liegen die betonarme auf den schulter. alles tut weh im körper und schweiß rinnt dir den rücken hinab. du bist sicher, gleich zusammenzubrechen unter der nicht nachlassenden belastung.

und dann sind sie auf einmal weg die arme.

du atmest frische, kühle luft und fühlst dich an, als würdest du schweben.

du siehst nach links, nach rechts. die schultern sind frei und die brise tut gut im verschwitzten gesicht. du bist irritiert, aber glücklich.

was machst du als nächstes?


danach.

seit ende 2007 habe ich, zumindest mit kopf und seele, in indien, in mumbai gelebt. mehr als 5 jahre, bis anfang 2013. zwischen durch war ich physisch in deutschland, manchmal auch länger, aber im kopf und herzen war ich immer dort.

5 jahre, die mich verändert haben. sehr, wie ich so langsam feststelle. nein, ich bin keine komplett neue person geworden und wandere nun hell erleuchtet durch deutschlands saubere straßen… viel mehr hat das leben oder besser die fremde realität eine tiefe spur in mir hinterlassen, der ich mir nach rückkehr schmerzlich bewusst werde und für die ich auch dankbar bin.

trotzdem: es lässt sich schwerlich in worte fassen, wie das ist, mit der rückkehr. meine vermutung lautet: ich gibt sie nicht. weder ist das heimatland das selbe geblieben noch meine sicht auf selbiges. ich wünsche mir mein altes ich auch nicht wirklich zurück, wünsche mir momentan sehr, den abstand, den ich gerade sehr deutlich empfinde, so lange wie möglich beibehalten zu können.ich halte ihn aufrecht sozusagen. weil er mir ruhe gibt und gelassenheit, die ich so lange wenn nicht noch nie mein eigen nennen konnte. ich muss mir des öfteren auf die zunge beißen, bei disputen, die an belanglosigkeit und überflüssigkeit kaum zu überbieten sind. sie entsprechen einer mir inzwischen sehr fremden lebensrealität.
man könnte es vielleicht so sehen, ich versuche ein bild: während ich lange zeit einen geräuschpegel von drei autos und einer gelegentlichen hupe gewöhnt war

wurde ich fünf jahre lang einem zehnmal so lauten und chaotischen verkehrsszenario ausgesetzt

(trust me this is NOT  a noisy example!)

plus bettler, plus grapscher, plus gestank und dreck.

wenn man nun wieder zu punkt eins zurück kehrt, kommt einem alles extrem entschleunigt und clean vor. sauber nicht nur im hygienischen sinne, sondern auch in der bedeutung „rein“, unverdorben.

ich weiß, das mag pathetisch klingen, aber in vielerlei hinsicht, habe ich das empfinden, eine situation, einen zustand überlebt zu haben. damit verbunden ist der eindruck, der nun einsetzenden heilung. ich erhole mich.

das tut gut.

das dauert aber auch.

überraschenderweise finde ich mich nicht unter denen wieder, die (nach einer langen zeit ins heimatland zurück gekehrt) nun regelmäßig indisch kochen, räucherstäbchen anzünden und ravi shankar hören. die indien ganz dolle vermissen und es festzuhalten suchen…zumindest der teil, der uns allen doch auch ans herz gewachsen und liebenswert ist.
nein, ich stoße das alles gerade von mir, vielleicht auch etwas zu robust, aber mir scheint das notwendig. indien ist ja sowieso da, in mir, ich muss mich dessen nicht täglich vergewissern und im moment hat das wieder-hier-verankern auch vorrang.und ist schwer genug, im übrigen. so sehr ich die ruhe um mich auch genieße und wahrlich gelernt habe, froh mit mir allein zu sein, desto mehr vermisse ich doch auch einen festen kreis an menschen um mich, die meinen alltag und mich kennen und teilen. das soziale umfeld oder wie man das nennt.

neulich fiel mir ein gespräch ein, was ich während eines deutschlandbesuches 2010 hatte, bei dem ich meinte, ich hätte zwei „ichs“: mein deutschland-ich und mein indien-ich. ich glaube, ersteres ist spätestens 2012 auf ein rudimenteres ich zusammengescrumpft und das letztere hatte die oberhand. mein komplettes sozialen umfeld war doch aber dort um mich herum gewachsen und mein bezugssystem lag eben dort! tja, und nu….?
ein bisschen schizophren, he? skeptisch

ich fange also wieder von vorn an, ein wenig fremd fühle ich mich dabei, aber wohl würde ich sagen. es war eine notwendige und richtige entscheidung, wieder zurück zu kehren. und hat nicht zur konsequenz, dass ich nun alles negiere, was mit indien zu tun hat oder nie wieder dorthin zurück gehen würde. nur, wie es eine freundin so schön in ihrem letzten beitrag formulierte: „ich möchte dort nicht mehr leben“.

und weil das inhaltlich wie auch musikalisch passt und ich hugh laurie gerade ganz toll finde, zum abschluss noch ein liedchen:

anja


teen hafte.drei wochen.

Drei Wochen bin ich jetzt zurück in Deutschland. Drei Wochen nur. Oder schon drei Wochen?
Ich wusste im Vornherein, dass es wohl eine ganze Weile dauern würde, bis ich mich wieder komplett und ganz in Deutschland zu Hause fühlen würde. Auch besteht die Möglichkeit, dass ich es nie wieder so sehen werde. Aber wir wollen ja hier nicht den Schwarzen Peter an die Wand malen…oder so…das wäre doch auch zu Deutsch!

Jedenfalls befinde ich mich nun seit drei Wochen in dieser wunderbar chaotischen Zwischenphase, in der sich ständig alles verschiebt. Ich mache mir fast täglich Notizen, weil ich auch annehme, dass diese Phase vorbei gehen wird (wie war das mit den 5 Phasen des Trauerns?) und die Gedanken doch in dieser Form einmalig sind.

Hier also ein paar Einblicke aus dem Sammelsurium.

>Komisch, ich hab immer ein bisschen Angst, wenn ich aus dem Haus gehe. Das fiel mir letztes Wochenende auf, als ich nur noch schnell zum Kaufland rüber wollte und eine Milch holen (na gut, vielleicht auch noch was Süßes). Kaum trat ich aus der Haustür, fühlte ich mich „tensed“…ähm…anspannt (auch so ein Ding mit den englischen Wörtern, die gelegentlich zuerst in meinem Kopf aufpoppen), ohne zu wissen, warum. Bestand doch offensichtlich kein Grund dafür.
Im Supermarkt dann überwältigt von Effizienz und Freundlichkeit. Zweifel, ob das alles echt ist und mittendrin immer wieder komplette Orientierungslosigkeit.
>Wie viel Abstand zu meinem Vordermann in der Kassenschlange ist appropriate? (ich glaub, ich steh immer zu eng)
>Wie zu Hölle heißt das deutsche Wort für…?
>Wie lange brauche ich von A nach B?
>Was ziehe ich an? (und nein, das ist keine typische Frauenfrage!) Kalt, warm, Anlass, Mode?

>Irgendwie sehen die Leute hier doch alle gleich aus. Ist das beruhigend oder langweilig?

>Warum erschafft die Sonne und Wärme so andre Gemüter als das deutsche?

Jaja, ich glaube, ich werd‘s schon schaffen. Und ja, basically I’m fine.
Trotzdem liegt mir ein Gedanke schwer im Kopf und ich vermute, dass sich dieserlei auch in einigen Wochen/Monaten von selbst erledigen, hoffe aber gleichzeitig, dass sie nicht komplett verschwinden. Etwas kritische Sehweise hält ja den Geist wach. 😉

Den Einwand der Belanglosigkeit bin ich nämlich in den drei Wochen noch nicht losgeworden. Im Gegenteil, ich habe das Gefühl, es wird schlimmer. Man muss es ganz klar sagen: das Leben in Deutschland ist schon recht bequem.
Ich vermute auch, dass ein Teil meiner Verwirrung daher kommt, dass die ganzen alltäglichen Widerstände wegfallen. Denn egal wie anstrengend oder stressig der Arbeitsalltag so gewesen ist in Mumbai, was mich wirklich geschafft hat, war das Alltägliche. Der Lärm, das Wetter, die Sorgen. Nichts klappt einfach so, wirklich nichts. Und sollte wieder erwarten doch mal ein Tag ohne Katastrophen vorüber gehen, hat es der nächste garantiert doppelt so dick in sich. Man kann und möchte sich das nicht ausmalen. Wie viel Energie das wegnimmt und dass das auch nie nie nie einfacher wird!! Selbst eingefleischte Mumbaikars geben das zu. Sogar die Bombay-wallas, oder gerade die. (aber den Witz versteht hier wahrscheinlich eh niemand…)
Ich habe auch aus diesem Grund die Wochenenden gern ausschließlich zu Hause verbracht und geschlaaaaaafen. Ein kurzer Gang zum Anand Bazaar (der mir schrecklich fehlt, wo es doch jetzt, nach mehr als 2 Jahren in Kala Nagar wirklich angenehm dort wurde) und das war‘s an advanture. Und mehr hab ich auch einfach nicht geschafft.
OMG…anand bazaar auf google. im empfehle also: https://plus.google.com/112470602694817075157/about?gl=de&hl=de

Und jetzt kommen mir, nach dem nunmehr dritten Wochenende, zwei Tage schon fast zu viel freie Zeit vor. Man verstehe mich nicht falsch: ich will nicht weniger Wochenende! Nein nein…
Ich kann auch noch nicht richtig ausgehen hier…irgendwie fühle ich mich dafür noch zu fremd und ehrlich, in Köln ist mir im Moment auch alles etwas zu selbstverliebt.
Aber zurück zu belanglos. Ich möchte eigentlich ständig in die unheimlich gestressten Gesichter schreien: DAS IST DOCH KEIN PROBLEEEEEEMM!!! Ja, Wetter ist scheiße und kalt und grau. Ja, der Euro steht schlecht …blablabla…. Aber echt, es ist doch alles in Ordnung und ich verstehe einfach nicht, warum man das nicht sehen kann bzw warum das nicht alle so sehen und ihr Energie lieber für etwas anderen (wichtigeres?) nutzen als das konstruieren nicht relevanter Konfliktsituationen.

Ja, ich bin ein wenig wütend mit den Deutschen!
Aber auch das wird sich legen. Schließlich bin ich ja eine von Ihnen. At least I used to be.

Achja: Ich habe noch keine Ahnung, ob und wie ich den Blog weiterführe. Kann sein, dass das hier der letzte Eintrag sein wird. Schreibend denke ich allerdings schon, nääää… 😉

Bis dahin wieder etwas Musik?

Deutsch oder Indisch?
vielleicht etwas das dazwischen liegt? meine letzte musikalische Entdeckung vor Abflug vielleicht? Erwähnenswerte Band aus Mumbai namens „Sky Rabbit“!
(herrje, ich sehe mich in weiteren zwei Wochen schon das Chaos wieder herbei sehnen)

smiley_emoticons_winken4anja

 

 

 

 

 

 


zzzzzzzssscchhwuuuummm….3 jahre vorbei gerauscht…

Man sagt doch, dass das zeitempfinden allgemein an das glück und wohlgefühl geknüpft wäre. Sprich: geht’s mir gut, vergeht die zeit schneller.
ich kann dem nur (noch) bedingt zustimmen. Bisher hatte ich auch das auch so gesehen. Aber wie in so vielen dingen hat auch in diesem punkt indien mein zeitempfinden entscheidend verändert.

Grundsätzlich beschreibt jeder europäer, mit dem ich mal darüber gesprochen habe (und ich spreche ja bekanntlich viel 😉 ), die erlebte zeit als unheimlich intensiv und schnell. Egal, ob gute oder schlechte Momente, man hat ständig das gefühl, als raaaase das leben an einem vorbei oder besser, schleift dich mit. Hetz hetz hinterher.

Ich vermute, dass das ganz simpel an der ereignisdichte liegt. Einem wunderschönen deutschen wort, was ich in der letzten zeit wieder häufiger verwende. Die erlebten momente sind nun mal, im vergleich zum bequemenen 9to5 dasein in einer der deutschen ähem…städte, um ein vielfaches extremer, intensiver, fremder in der einordnung und treten noch dazu in einer häufung auf, die eine simultane verarbeitung eigentlich nahezu unmöglich machen.
(ich für meinen teil rechne damit, dass ich noch mind. ein jahr nach rückkehr nach dtl mit dem verarbeiten der letzten zwei jahre zu tun habe werde aha)
man kann sein leben in einer indischen großstadt demnach nur als hektisch und vergangene jahre nur als sekunden beschreiben.

Eines der probleme, die sich daraus ergeben können ist wohl, dass man sich an diese ereignisdichte gewöhnt. Die inder um mich herum nehmen diese zum beispiel generell nur sehr gedämpft oder gar nicht war. In gewisser weise bin ich auch froh, dass ich nicht mehr vollkommen überfordert dahinrennen muss, wie in meinen ersten wochen in mumbai 2007. Inzwischen mischt sich in diese erleichterung (abstumpfung?) aber auch etwas sorge, dass mir die ruhe und „langsamkeit“ deutscher ähem…städte doch wohl arg aufs gemüt schlagen könne.
man kennt den schwindel, die nach einer runde im karussel den kopf befällt, wenn dieser auf einmal stehen bleiben soll.
ja, nun gut, STEHENBLEIBEN werde ich in dtl ab märz wahrscheinlich nicht, aber was ist, wenn ich nun fortan immer am rennen bin. Karla kolumna mäßig….das will man doch auch nicht.

Wie dem auch sei. Besonders die letzten monate haben es ereignisdichtemäßig EXTREM in sich gehabt. zu meinem glück waren sie dieses mal mit hauptsächlich positiven ereignissen gesät und mir scheint, der abschied von meinem leben hier in nur wenigen wochen ist undenkbar.
ich war nochmal kurz in kolkata (krasse stadt), in pune (habe es doch beim dritten versuch das erste mal schön gefunden) und ein goa-urlaub steht ebenfalls noch ins haus. 🙂
bin ergo viel unterwegs.
habe auch, bedingt durch den abschluss des projektes, für welches ich die letzten 1 ½ jahre hier tätig war, schon mit einigen abschieden begonnen und stelle fest, dass sich doch an den unerwartetsten stellen auf einmal freundschaften heraus kristalisieren. Ich hoffe, ich kann davon etwas mitnehmen ins kalte, graue, stille deutschland. Brrr.   Sowohl von der guten energie, die ich gerade habe, wie auch den freundschaften. Ich finde, ich habs verdient!

hier was interessantes. mumbai-the land of dreams….jaja, alp-dreams vielleicht. 😉

smiley_emoticons_winken4anja


why life is still beautiful

Goa ist an und für sich wohl schon allen Klischees begegnet, die man sich denken kann und eine Beschreibung meines nunmehr dritten Goa-Urlaubs erübrigt sich wohl für alle, die schon mal da gewesen sind. Alle anderen: bitteschön:

Die ersten Tage habe ich mit zwei Freunden im Süden Goas (Nähe Benaulim) verbracht. Sehr sehr schön. Anders kann man es nicht sagen. Ich habe die vier Tage am Meer und in entspannter Gesellschaft verbracht und fühle mich fast wieder komplett.

Wir haben das Morgenschwimmen geteilt, gemeinsam übers Leben philosophiert (wenn nicht in Goa, wo dann?!), die täglichen Portionen Fisch und Watermelon/Wodka genossen und die Seele baumeln lassen. Ich habe mich in dieser Dreikombi einfach komplett aufgehoben gefühlt. Vielleicht war es auch genau richtig, dass eben mal KEIN Inder dabei war. Zumindest für mich. Wir lachten über dieselben Dinge und wenn ich mal Jemanden drücken musste ohne den ganzen Bedeutungsquatsch, war auch immer Jemand zur Stelle. Ein kleines Paradies in sich. (Danke an euch Beide 🙂 )

Doch obwohl ich das auftanken sehr genoss, rechnete ich insgeheim doch mit einer Falle, warte auf den Haken an der Sache. Der kleine Teufel auf der Schulter eben. Das muss wohl an Mumbai liegen, dieses ständige verdammte Misstrauen. Okee okee, ich bin in dieser Richtung schon zuvor veranlagt gewesen, aber die Zeit im Moloch hat diese Marotte in eine Neurose verwandelt…oder so. Ich vermute, ich habe das erste Mal in etwas größerer Bandbreite verstanden, was das indische Stadtleben mir abverlangt. Das das nicht gesund ist auf Dauer und ich mich nicht immer nur durcharbeiten sollte und die Auszeit, die ich brauche, auch nehme.
Ich wartete also auf die Rechnung, aber sie kommt nicht. Oder nicht wirklich. Die kleinen Steinchen im Weg wurden ertragen und solange ich endlich mal Ruhe genießen konnte, aufs Meer schauen(!) und mich die Inder in Ruhe lassen….ja, alles entspannt sich.
Ich kam wieder etwas zu mir.

Einen Tag vor Silvester hieß es dann bye bye lovely Einöde und ab in den Party Norden nach Anjuna. Ein Kompromiss mit meinen Mitreisenden. Ich wäre wahrscheinlich in Benaulim geblieben und hätte mir Neujahr am Arsch vorbeigehen lassen. 😉 Faule Socke ich.

Nächster Stop also Anjuna. Bekannt für den Flea Market und das (inzwischen muss man wohl sagen ehemalige) Hippie flair. Für die richtige Grundeinstellung sind wir bei der perfekten alten Dame untergebracht. Lino hat all die Ausstrahlung in sich vereint, die man mit dem Hippie Auswandererdasein in Goa wohl verbindet. Auf eine gute Weise! Sie lud uns in ihr Haus, welches allein schon ein Träumchen deluxe sein könnte. Noch dazu hat sie Geschichten aus ihrem Leben zu erzählen und teilt diese mit uns. Wir drei Weltenbummler finden uns also bei einem Bier und einem fish curry wieder am ersten Abend, gespannt ihrem Leben lauschend.
Es ist viel städtischer hier und mir eigentlich schon etwas zu laut und viel. Aber gut, wir wollten ja ein bisschen wohl gelaunter sein. 😉 das gute am ersten Teil des Urlaubs ist: ich kann endlich wieder etwas in mich aufnehmen und WILL das auch. Und unser erster Abend in Anjuna gibt mir jede Menge Anlass dazu. 😀

Ein typisch indisches Ding war das: Lino leiht uns ihr Moped aus, was die Fortbewegung innerhalb Anjunas extrem erleichtert. Das alte Ding trägt uns drei mehr schlecht als recht, macht mich aber extrem glücklich.  Eingeklemmt zwischen zwei lieben Menschen, google maps hilft suchen und die frische Abendbrise weht mir um die Ohren. Wir nehmen noch ein Getränk irgendwo und wollen dann zum well known hilltop. Ich verkneife mir die bösen Bemerkungen. Eine Goa Disse eben, bas. Da wir mit Abendessen etc dich etwas länger gebraucht haben (man ist ja schliesslich im Urlaub und lässt sich Zeit) sind wir erst kurz nach 10 vor Ort und was soll man sagen: die Kaschemme macht zu!! Ärger ärger. Und das am 30.12….Goa ist wohl in bestimmten Dingen doch nicht so ganz unlimited….ähem. Was nu? Ein flyer wird uns in die Hand gedrückt, google maps befragt und los gehts. Diesmal ein bisschen weiter raus und das kleine Knäckerrad müht sich ganz schön ab. Aber schafft es doch mit uns an das ca. 10km entfernte Örtchen. Aber da es ja bekanntlich erstens anders kommt und so….platzt direkt vor Ort der Hinterreifen…mmh? Da stehen wir also…elf uhr abends, Landstrasse im Nirgendwo und ohne Gefährt. Etwas Unmut macht sich breit, kamen wir doch zum Tanzen! Aber Indien wäre wohl nicht Indien ohne diese seltsam einfachen Lösungen, die zumindest ICH mir in Europa nie vorstellen könnte.

Schon nach ein paar Minuten hält ein kleiner Laster an und ein dicker mittelalter Einheimischer steigt aus. Problem wird erklärt, klaaaar kann er helfen. Wir hiefen die Möhre (so der getaufte Name unseres armen Gefährts)auf die Ladefläche und steigen ein.
Die ganze Fahrt zurück nach Anjuna musste ich furchtbar in mich hinein grinsen. Ein Gespräch kommt schnell zustande, Ashok (unser Engelchen) findet nämlich Engländer und Deutsche ganz toll, „nice people“.
Er eröffnet gleich, dass er eigentlich sonst schon lange im Bett ist, AUSGERECHNET heute, ist er später aus der Kneipe aufgebrochen. Jaja, er hätte auch schon gut was getrunken, aber er esse ja auch immer viel und dann wäre das ja „no problem“. Er philosophiert über göttliche Fügung (ein gläubiger Christ aus Goa in Aktion) und über Autolichter.
Indian circumstances, herrlich.
Nachdem uns Ashok wieder bei Lino abgesetzt hat, wir das Moped vorerst dort geparkt haben, geht es noch auf in die UV Bar, in der mich die Eindrücke erschlugen. Ich hab die Augen, Ohren und den Kopf ganz weit aufgemacht und versuche das hier mal zusammenzufassen.

Die UV Bar ist einer dieser typischen Strandclubs, alles draußen natürlich, dass Meer in Flut im Rücken und mit fluoreszierenden Tüchern behängte Tanzfläche vor dem DJ-Pult. Eigentlich soweit i.O. nicht wahr? Leider lief dort die schlechteste Musik, die ich in den letzten….5…10…Jahren gehört habe. Aggressiver Bumbumscheiss. Ich mag wirklich nicht nur eine Art von elektronischer Musik, aber diese Grütze gehört samt DJ sofort in die nächste stinkende Mülltonne, sorry. Egal welche Drogen man mir da einflößt, Grütze bleibt Grütze. Der einzige Unterschied ist: ich ertrage die Grütze. Noch ein Getränkchen gekauft und Leute beobachtet. Großartige Beschäftigung auf dieserlei Events. Gut, zwischendurch hab ich mich auch irgendwo an den Rand gesetzt und auf dem Handy ein paar Runden Solitär gespielt. Ich würde das verbuchen unter 100% „geht mir doch am Arsch vorbei“ Stimmung. 😛
Es tanzen, nein zucken (vielleicht läuft das in einigen Kulturen auch schon unter Kickboxen) also jede Menge Westler und Inder vor sich hin. Dazwischen laufen Billigarbeitskräfte a la Indien durch die Mengen und bieten lustige Bunte Striche fürs Gesicht an. Ich fühle mich kurz wie in Colaba: Madaam, Drums? Ich überlege, ob ich mir einen Stinkefinger auf die Stirn malen soll mit dem Fluoromist, lasse es dann aber doch. Doch der Klopper kommt erst noch. Wir bewegen uns in einer Pause vom….zucken…Richtung Wasser. Dort stehen ca. 10 kleine Tische, an denen indische Hausfrauen in Salwar Kameez alles anbieten, was das Druffiherz zu dieser Stunde wohl verlangen kann: Kippen, Feuerzeug, Papers, Schokoriegel, frischen Chai und Rührei. Jaaa, die Kochen da auf so Ministöfchen!! Dazwischen hopsen dann diverse Zombies der Nacht (gerade rannte ein kleiner Weißer Richtung Meer, warf sich in den Sand und verneigte sich tief) und konsumieren so ziemlich alles, was der Markt zu bieten hat. Im Hintergrund wumwumwumwumwumwumwumwum…. Ich lache in mich hinein.
So schlimm wie in der EV Bar wars in den anderen Lokalitäten dann später nicht wieder, aber auch im Hilltop liefen die mit gelben Bauarbeiterwesten gekennzeichneten (indischen) Helfer zwischen den Tanzenden Leuten hindurch und sammelten durchgehend die Flaschen und Gläser auf. Das findet anscheinend Niemand seltsam. Ich frage mich, was die sich wohl denken, aber vielleicht sollte man das lieber lassen.

Der Business Gedanke ist allgegenwärtig in Goa. Das sieht man nicht nur in den Druffiklubs (in denen dann eine Flasche Wasser gern mal knapp 2 Euro kostet) sondern auch an den schönen Café’s, wie dem Artjuna, in dem sich Kunst, Wellness und Essenskultur verbinden. Dort finde ich zum ersten Mal auch die Yogajünger. Schöne Menschen 30plus, auf der Suche nach einem besseren gesünderen Ich. Ich schätze, ich bin noch nicht so weit.

Gut geht’s mir trotzdem. Ich freue mich über den gelungenen Start ins Jahr 2013, das wieder einige größere Veränderungen bringen wird.

Ich winke euch also peacefull zu und verbleibe mit dem weisen Rat „geht mehr ins Meer“ und diesem Liedchen hier:

anja pepa smiley_emoticons_winken4


blinzeln, atmen und glücklich sein

doch doch, es gibt sie. die orte in indien, die so aussehen, wie man sich indien immer vorgestellt hat (abseits der großsstädte). man muss die augen vielleicht ein bisschen zukneifen, aber sie sind da.
goa geht auf jeden fall, aber dort finden sich eh alle indienklischees versammelt. die guten und die schlechten.
ich war am wochenende in udupi (bundesstaat karnataka, unweit von mangalore) und es war schön. ja, nun, die augen habe ich etwas zusammengekniffen, aber man nimmt halt, was man kriegen kann.

hin, der bequeme weg: modern style! flug von mumbai nach mangalore dauert nur gut eine stunde (fast 1000 km). der flughafen ist dort sehr klein, irgendwie gemütlich. wir landen an einem samstag nachmittag und irgendwie fängt die entspannung schon dort an. etwas trüben tut die stimmung allerdings der taxifahrer zur örtlichen busstation. der will wieder zeit sparen/extra geld machen und wird unfreundlich, als er merkt, dass wir uns nicht darauf einlassen. *augen zukneif*
mangalore busstation und hopp ab in den nächsten huckelbus. das kenne ich schon von anderen tripps. wenn man nur einigermaßen gesund ist (bin mal mit magen/darm nach goa mit dem bus.. urgh) und das wetter mitspielt (ein andres mal 10 tassen schweiß gelassen im bus von alibaug nach murud im april 2010) kann das eigentlich ganz schön sein. so überall.

schringkling. und los gehts….

anderthalb stunden. der bus füllt sich merklich, aber es geht noch. die gleiche schleife an schlechten bollywoodsongs gehört auch dazu. 😉
in manipal angekommen müssen wir dann nochmal eine riskhaw zum eigentlichen ziel nehmen. das ist auch nochmal nervig, weil der fahrer beschließt, den preis zu erhöhen, weil wir ja „gepäck“ dabei haben. egal, augen zukneeeiiifen!!!

ich freue mich dort am meisten über die tolle frische luft (trotzdem feucht, kann trockene hitze nicht leiden) und: die ruhe!! 🙂
ich wiederhole den satz so häufig (wow, das ist so schön ruhig hier), dass ich wohl alle schon für hörgeschädigt halten müssen. sollen sie doch. ich genieße die hörauszeit!

ingesamt habe ich wieder das getan, was ich brauchte: nüscht! (altbewertes rezept) und mich nur etwas dem touridasein hingebeben mit einem sehr lohenswerten besuch im berühmten shri krishna tempel in udupi und einem besuch am meer.
erstes hat sich mehr gelohnt als zweiteres, liegt aber auch daran, dass ich da unterschiedliche erwartungen habe.
das tempelgelände war für einen wochenendtag um diwali herum erstaunlich leer und ruhig. perfekt auch eigentlich. unaufgeräumt und zum teil auch sehr dreckig natürlich, aber ein bisschen kuhscheiße hat mich eigentlich noch nie gestört. interessante architektur und gesungen wurde auch. geräuchert überall (like) und kleine stände mit nippes rund ums thema „indische spiritualität“ (juchu). wirklich schön. ich habe eine kette aus tulsiholz gekauft und endlich meinen buddha gefunden!!

am nächsten tag gefüllt mir ordentlich viel „nüscht“ sind wir dann später noch zum strand mit dem bus. das aus- und einsteigesystem der regionalen busse ist wirklich toll zu beobachten. der conductor ruft drinnen den namen, wenn man sich einer station nähert in einem nuscheligen singsang und hält dann den kopf raus, um draußen auszurufen, wo es hin geht. dann trillerpfeife in den mund: triiit, tritt, triit (für es steigen leute aus/ein) und dann ein langes triiiiiiiiiiiiit (für: es kann weiter gehn). dann durch die menge drängeln und kassieren. der hat wirklich was zu tun, der mann.
der strand selbst war ok, aber ich musste meine augen schon sehr zusammenkneifen, um es genießen zu können. das meer und der sand selbst waren sehr schön, aber…sorry für das blöde argument, einfach zu viele inder da. heißt: laut, hektisch und gestarre….davon wollte ich ja weg. nach dem zweiten arschgesicht, das heimlich versuchte, ein foto von mir zu machen (komisch, warum nur will ich keine wichsvorlage sein?!), hatte ich dann auch genug.
rückweg.

nach noch ein bisschen mehr ruhe und frischer luft ging es dann wieder nach hause, dieses mal nicht modern style, sondern indian style. eine lange zugfahrt entlang der westküste gehört zurecht zu einem der indienreiseklischees, die man einmal erleben sollte. die landschaft ist zum einen wirklich schön. und wenn man nicht die harakirivariante second class wählt (die europäer übertreiben es ja auch gern mit der „indienerfahrung“) dann kann so eine zugfahrt, noch dazu mit netter gesellschaft, sei sie auch 14 stunden lang, wirklich schön sein. alle paar minuten kommt jemand mit einer leckeren kleinigkeit vorbei (getränke und snacks) und wenn sich dann gegen elf alle auf ihre kojen verziehen, die decken ausgerollt und betten ausgeklappt werden, entsteht tatsächlich ein wenig ferienlagerathmosphäre. gut, da nerven immer ein paar leute (gern auch die goa touris) oder schnarcht ein dicker mann zu laut, aber he, nothing is perfect?!

alles in allem ein guter tripp also, und eine echte empfehlung von mir: Udupi! 🙂

anja


Demophobie?

= die Angst vor dem Volke.

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vor kurzem noch hatte ich gedacht, dass wäre meine diagnose.
aber angst ist es eigentlich nicht, oder doch?
wut vielleicht
aggression (der in letzter zeit erschreckenderweise bestimmende grundton)
es könnte aber auch sein (achtung, hobby psychologe am start), dass wut & aggression nur symptome eines viel tiefer liegenden problems wären…?
(…ach menno, hätte ich doch nur den blöden studienplatz in psychologie bekommen anstelle von kloppi avl!)

*

ich war eigentlich schon immer ein schneller fußgänger. die wichtigsten personen meiner frühen kindheit, an deren händen ich über und duch die straßen ging, sind ebenso schnell gelaufen. ob sie es einfach eilig hatten oder eben viel beschäftigt waren, bleibt unerforscht. mich hat es in jedem fall beeindruckt und geprägt.
ein stadtkind war ich auch schon immer. finde mich einfach besser zurecht. ich habe nichts gegen natur, so grundsätzlich ist das schön, aber ich lebe in der stadt.

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erst vorgestern: ich schlängel mich gewohnt fix durch die auto-und rikshawmengen, haste die treppen zum skywalk (eine Art Fußgängerbrücke, englischer Artikel hier) hoch als sich so ein möchtegernschnellgeher vorbei drängelt. es ist wirklich eng da auf der treppe und ICH GEHE SCHON SO SCHNELL ES HIER GEHT. aber er möchte gern testosteron beweisen und drängelt sich vorbei. es ist klar wie kloßbrühe was passiert: er vorbei, und stürmt oben angekommen los, hatt aber (grob geschätzt mangels kondition und erfahrung) nicht genug energie, dass auch die ganzen 7minuten (jaa, so lang ist der skywalk) durchzuziehen, das tempo. ICH weiß das und ICH kann das auch. ich also hinterher und BÄNG nach 2 minuten habe ich ihn wieder eingeholt. er sichtlich überrascht, dass ich immernoch da bin (ja, man soll uns europäerinnen niemals unterschätzen!), will mich aber nicht vorbeilassen und fängt so einen blöden zickzack an. ich komme mir vor, wie im vorgartenkleinkrieg….echt, son scheiß. ich hab die schnauze voll und rempel ihn an und an ihm vorbei. ich hab da echt keine zeit für du purzelzwerg!!
das klingt lustig, ne?
ist es aber nur, beim ersten oder zweiten mal.

*

generell versuche ich, die zeit, die ich in menschenmassen laufend in indien verbringe, auf ein minimum zu reduzieren. also selbst wenn ich nicht gern schnell laufen würde, wäre das so.
ich bin da eigentlich auch ganz gut drin, weil ein bisschen furchtlos.
und im prinzip sind die stadtinder meister im aneinander vorbei gehen OHNE sich zu berühren.
IM PRINZIP

was mich allerdings der alltag lehrt, ist eine andere realität. ich werde regelmäßig gestreift und angerempelt.
in 99% der fälle von männern….zufall?
dabei gibt es dann die unschuldigen, die mit dem arm dein bein streifen.
und die bösartigen, deren ellenbogen sich brutal in deine brust rammt. das tut weh. das ist nicht nett. das passiert viel zu oft und ist auf dem weg von/zur arbeit auch sehr unerwünscht.
ich laufe inzwischen also mit gesengtem kopf (die blicke sind nämlich noch schlimmer) und kopfhörern (den neben körperlicher belästigung gibt es ja auch noch die verbale) und dann, wenns richtig drängelig wird,  mit angezogen ellenbogen, so dass meine arme meine brust verdecken.

ich versuche WIRKLICH mich nicht mehr so sehr aufzuregen über all das. auch nicht über die bummler, die im dichtesten rush hour wusing gemütlich dahin schlendern und dann gern auf dem treppenabsatz stehen bleiben, um vielleicht doch noch mal ausgiebig darüber nachzudenken, ob sie jetzt da runter/hoch gehen oder doch nicht.

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demographie
=
die angst vor dem volke.

ich bin inzwischen der meinung, dass ich aus angst da so durchrenne. aus angst vor der in mir aufkeimenden agression. ich stoße manchmal schon sehr heftig zurück. wie oft und wie lange kann man sich denn schupsen lassen, ohne zurück zu schupsen?
zurück glotzen kann ich ja schlecht und das was ich gern anstelle dessen tun würde, beraubt mich jeder würde.
ich lasse es also. solange wie ich kann. stecke den kopf zwischen die hörer und gucke auf den fußboden. da liegen eh genug müll, dreck und bettler, auf die man acht geben muss.

*

zum abschluss nun, als musikalischer ausdruck meiner wachsenden verzweiflung ein liedchen, was mir zugespielt wurde. was mich an diesem lied so fasziniert: mir ist das kackwetter egal, matschbraun egal. es ist leer und ruhig. vom meer in die leeren straßen. ein traum.
man möge nachsicht mit mir haben und mit mir hoffen auf ein bisschen:

a.