monsun check

man sagt, die inuit haetten mehr als 100 woerter fuer „schnee“. nach einem monat monsun in mumbai bin ich sicher, es muss eine ebenso grosse anzahl an worten fuer „regen“ geben.
auf einen kurzen nenner gebracht soll das bedeuten, dass selbst nach 4 wochen in diesem mir bis jetzt vollkommen fremden zustand (warm und nass), habe ich immernoch keine ahnung, was hier passiert. wie das wetter morgen wird…

dieser beginn eines monsunbeitrags liegt bei mir seit einem monat im postfach als entwurf…wie peinlich. man vermutet eine schreibblockade?
in some terms….yes.
allerdings kommen gerade einige dinge zusammen, die wohl einer verarbeitung benötigen und somit ist blogtechnisch eher „please hold the line…“ angesagt. sorry. i try my best yaar!

ein ganz wichtiger punkt in der reihe stellt aber das magische 1jahresjubiläum dar. ich hab zwar etwas gestückelt, aber alles zusammen lebe ich seit etwas mehr als einem jahr in dieser stadt.
„die magischen 12 monate“…oder besser mit zusatz „der touri bonus ist endgültig aufgebraucht“. es mag für daheimgebliebene etwas absurd klingen, doch ja, auch hier stellt sich irgendwann ein alltagsgefühl ein. ja, man gewöhnt sich tatsächlich an alles. an lärm und elend, wasserknappheit und home delivery mitten in der nacht, die tägliche local train schlacht und die feuchte hitze. alles irgendwann so normal wie fussgängerüberwege in deutschen städten. ich stehe auf, gehe zur arbeit, esse mittag mit den kollegen (die passen inzwischen schon auf was sie auf hindi erzählen, ich bin sooooo klug! 😉 ), trinke den nachmittagstee, arbeite und verlasse irgendwann das büro, um zu hause mit meiner mittbewohnerin über eine neue maid nachzudenken. chapati und sabsi, knips -licht aus, gute nacht.

und ich habe diesen zustand über andere blogbekanntschaften schon mehrmals erlebt. diese art nüchternheit, die jeglichen glitzerbollywoodhorizont vermissen lässt und oft nur schwarz und weiß zurück lässt.
habe mich dann immer gefragt, wie es wohl bei wird. bin ich schon verbittert und verfluche hier alles? oder ist das glück auf erden eingetreten und ich habe DEN ort gefunden, vielleicht.
ja, gut, das wohl eher nicht….
und selbstverständlich stellt sich jeder die unvermeidliche frage: und, was ist das jetzt hier mit mir? bis hier hab ich mich ganz gut geschlagen, aber geht das so weiter? und muss es das? will ich das?
was bleibt also unterm strich?

da bin ich nun gerade. nicht unbedingt am scheideweg, aber vielleicht an einer minikreuzung. rechts, links? umkehren oder einfach stehenbleiben? augen zu und losrennen…

achja, monsun geht noch einen knappen monat und mal abgesehen davon, dass mir hier alles unterm arsch wegschimmelt und meine wäsche furchtbar müffelt, hab ichs mir schlimmer vorgestellt. vielleicht hab ich mich aber auch einfach nur dran gewöhnt…?

tschüssieä

anya


9 Kommentare on “monsun check”

  1. Lehrerin sagt:

    Hallo Anja,
    ich verstehe deine Gedanken gut. Aber mir geht es immer wieder so, egal wo ich bin.
    Ich meine damit, dass es nicht unbedingt an Mumbai liegt. Diese „kleinen Kreuzungen“ begegnen mir auch zu Hause.
    Ich finde sie gut, denn sie verhindern, dass man nur so vor sich hindümpelt. Es muss ja nicht immer große Veränderungen geben, aber hin und wieder sollte maan sich ein paar Fragen stellen.
    Liebe Grüße

    • paralleluniversumanja sagt:

      ja, ich habe diese gedanken natürlich grundsätzlich auch in dtl, aber es ist hier schon noch was anderes. die entscheidungen sind weitreichend und die konsequenzen daraus ebenfalls.

  2. Kerstin sagt:

    Na willkommen im Club, kann ich da nur sagen. Irgendwann wird alles zur Gewohnheit und manchmal wundert man sich, was man am Anfang wohl mal so toll fand.
    Ich fuer meinen Teil habe gar keine Lust, „Neu-Bangalorians“ kennenzulernen, die immer alles sehen und wissen wollen. Ist doch normal, dass es das und das und das gibt, oder?

    Ich jedenfalls kann Dich sehr gut verstehen, schlimmer wird es nur, wenn man anfaengt, zu vermissen (Freunde, andere alte Gewohnheiten), die Phase kommt dann auch noch;)

    Also dann, weiter im alten Trott morgen: aufstehen, fruehstuecken, in’s Buero stiefeln, die alltaeglichen Dinge – etwas erschwerter zugegebenermassen – meistern und schon koennen wir solche Sprueche/Fragen, wie z. B. „oh, Du lebst in Indien, das muss aber super interessant sein“ nicht mehr hoeren.

    In diesem Sinne
    LG
    Kerstin (mir geht z. B. das Wetter gerade tierisch auf die Nerven, dieses ewige widerliche Grau und Nass, baeh!!!)

    • paralleluniversumanja sagt:

      mmmh…freunde, familie vermisse ich seit tag1! :S aber dank web2.0 und einem günstigen telefontarif lässt es sich aushalten.

      diese doofe nachfrage (die eigentlich ja nicht so doof ist, wenn man aus der dt perspektive guckt) hatte ich schon als ich im juni in dtl war. da hab ich desöfteren mitfahrgelegenheiten genutzt, um günstig von A nach B zu kommen und stets versucht, mich auf der rückbank schlafend zu stellen, weil ich die nachfragen nicht mehr hören konnte… war ab und zu schon fast unfreundlich dabei, obwohl ein ehrliches interesse ja auch gefördert werden sollte, eigentlich…

      wetter finde ich eigentlich ok, in dtl nervt/stört/deprimiert mich das grau viel mehr. aber da ists dann auch kälter und die sonne kommt garantiert für monate nicht wieder. hier ists trotzdem warm und ab und zu gibts sonne….wenn nur der schimmel nicht wäre…mpf.

      ja, ich kämpf mich da durch die phase, eigentlich kann ich mich ja nicht beschweren. 😉
      mein leben ist doch soooo interessant! 😛

      ich fahre weihnachten wieder ins dunkle kalte germany. ob ich vorher noch einen besuch in bangalore hinbekomme? im büro ist gerade sehr sehr viel los….mmh..
      lg

  3. Daniela sagt:

    Liebe Anja, nun musst du mir aber mal auf die Frage antworten, WAS um alles in der Welt schlimmer sein könnte am Monsun in Mumbai?
    Meine Oma ist verschimmelt! In ihrem Fotorahmen.
    Mein Geschirr ist verschimmelt. Selbst mein Schreibtisch hatte nach nur vier Tagen Urlaub eine Schimmelschicht oben drauf. Am besten, ich zähle auf, wo überall kein Schimmel war. …. Hm, fertig. 😦

    Tata,
    D.

  4. anja sagt:

    Anja, Deine Berichte tun einfach gut. Oft muss ich herzlcihe lachen oder zumindest schmunzeln. Denn du erlebst dort Deinen Trott, Deine Kreuzungen, für usn hier ist das ales nue und anders. Tja, und wir leben heir unseren Trott, der ist für Dich vielleicht nicht ganz so neu, aber weit weg und verbindet die verschiedenen Welten wenigstens virtuell.
    Also ich find es immer ganz großartig, Deine Berichte zu lesen. Vielen Dank dafür.A Auch wenn der eltzte grenzwertig war. Mich hat in Hamburg aber auch jemand gestalkt Nachts, den ich aus der Haustür schubsen musste. Schlimm ist das.
    Nun steh ich nach 10 Jahren in HH auch an einer Kreuzung (an der steh ich aber schon etwas länger). Man kennt fast alles und ist ein wenig gesättigt, dann ist es aber manchmal wieder wunderschön, aber oft ist das Wetter einfach nur beschissen (so wie die letzten 3 Woche, bäh (immerhin ohne Schimmel), auch ich hab wenig Lust neu Hinzugezogene kennen zu lernen weil für die alles neu ist und für mich ein alter Hut. Na gut, manchmal macht es doch Spass.
    Ich denke es ist wie so oft im Leben,
    schleicht sich der Trott ein, wirds merkwürdig bis langweilig.
    Da hilft nur, immer mal wieder die Perspektive zu wechseln!
    Und manchmal eben auch den kompletten Standpunkt.
    Liebe Grüße
    a*

  5. paralleluniversumanja sagt:

    wünsche dir alles gut für deine kreuzung und sage brav: sänk ju! 🙂

  6. Kerstin sagt:

    Hi Anja,

    dann bleib mal dran am Bangalore-Gedanken, Du bist jederzeit willkommen.

    LG
    Kerstin


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